oder: Superhelden unterwegs

Die Stadlauer Kaufleute machten sich an einem Septembersonntag auf, um das Geschäft mal für kurze Zeit zu vergessen, mit Kollegen zu plaudern und sich vielleicht sogar die eine oder andere Inspiration zu holen.

Bei strahlendem Sonnenschein checkte man frühmorgens am Franz-Josefs-Bahnhof ein – von B wie Renate Biber über F wie Feistritzer Herrenmoden und H wie Hutterer Wohntraum bis zu K wie Kalch Gärtnerei und M wie Mislik Glaserei war die Stadlauer Kaufmannschaft ganz gut vertreten. Der pensionierte Tischlermeister Sepp Swoboda gab seinen noch aktiven Freunden Geleitschutz.

14 Geschäftsleute in einem Waggon: für manche mag das schlimmer klingen als ein Schulausflug. Lauter war es mitunter. Doch beim gemeinsamen Schwätzen und Lachen lässt es sich zugleich ganz vortrefflich Kontakte vertiefen und Ideen für kommende Projekte im Grätzl wälzen. Das, was neumodisch „Networken“ genannt wird, haben die Stadlauer jedenfalls im Blut.

Erstes Ziel war das Karikaturmuseum Krems. Dort wurden unter fachkundiger Führung nicht nur die legendären Figuren und Spottbilder von Manfred Deix und die bissigen politischen Karikaturen des Ironimus alias Gustav Peichl bewundert. Die aktuelle Ausstellung „Wettlauf zum Mond“ gab Gelegenheit, die eigene Position im (Business-)Universum zu überdenken. Immerhin bieten die „kleinen“ Kaufleute jeden Tag den großen Ketten die Stirn, um ihren Kundinnen und Kunden bestmögliche Beratung und individuellen Service zu bieten. In den 1960er-Jahren hatte sich die Mondlandung in zahlreichen (Superhelden-)Comics und Illustrationen niedergeschlagen und sogar die Entstehung der Perry-Rhodan-Heftromanreihe inspiriert.

Im ersten Stock begegneten die Stadlauer Superhelden einem aus ihrer Mitte: Grafiker Ronald Putzker (Putzkers Grafikteam) hat als Comiczeichner bereits mehrere Gastspiele bei der erfolgreichen Comicserie „ASH – Austrian Superheroes“ gegeben. Ein von ihm gestaltetes Heftcover hing ebenso in der Ausstellung wie einige Seiten aus dem unterhaltsamen österreichischen Superhelden-Universum. Bemerkung am Rande: Vielleicht könnte das ASH-Superheldenteam mal Unterstützung von „Lady Stadlau“ oder „Mister Grätzl“ gebrauchen?

Den Kopf voller Eindrücke nahm das Expeditionteam Stadlau ein köstliches Mittagessen im hypermodernen Architekturzentrum zu sich. Das Personal war freundlich und das Essen super, konnte aber preislich nicht mit dem vertrauten Stadlauer Gasthaus Selitsch mithalten. Anschließend schlenderte man getrennt in kleinen Grüppchen durch die Altstadt von Stein und erfuhr dabei vom „Eingeborenen“ Max, dass die Frauenbergkirche von Stein österreichweit den einzigen Kirchturm mit Rauchfang besitzt – wegen der Wohnung des Feuerwächters, die sich bis 1970 im obersten Geschoß befand.

Und wo traf man sich wieder? Natürlich bei Eis und Kaffee in der angeblich besten Konditorei von Stein – bekanntlich sind unsere Stadlauer Kaufleute auch den weltlichen Genüssen nicht ganz abgeneigt. Zurück nach Wien ging es an Bord der „Tegetthoff“, die die mittlerweile etwas erschöpfte, aber trotzdem noch immer munter plaudernde Truppe wohlbehalten an der Reichsbrücke absetzte.

Auch wenn die Ausstellung über den Mond bereits Ende Oktober ausläuft, sind Stein und das Karikaturmuseum Krems jederzeit einen Besuch wert – insbesondere, wenn man ihn mit einem solchen Ausflug in netter Gesellschaft verbindet. Die Stadlauer Kaufleute legen Ihnen das Tor zur Wachau jedenfalls wärmstens ans Herz!